Mehr Sonne, viel mehr Wind, aber gleich viel Kohle

Mehr Sonne, viel mehr Wind, aber gleich viel Kohle

Das neue Jahr beginnt so, wie das alte Jahr aufhörte: mit Rekordmeldungen über den Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix. In 2015 haben die Photovoltaik-Anlagen in Deutschland mit 36,8 Milliarden Kilowattstunden soviel Solarstrom produziert wie noch nie. Im Vergleich zu 2014 seien dies 5,4 Prozent mehr, meldet der „Strom-Report“ anhand einer Auswertung der Fraunhofer ISE Energy Charts. Dieser Wert ist insofern überraschend, als das im gesamten Jahr weniger als 1,5 Gigawatt Photovoltaikleistung ans Stromnetz angeschlossen wurden – das entspricht etwa 4% der installierten Gesamtleistung in Deutschland. Die relativ hohe Sonnenausbeute ist also eher dem Wetter als dem PV-Zubau zu verdanken.

Stromerzeugung aus Photovoltaik 2015
Infografik „Stromerzeugung aus Photovoltaik 2015“ von Strom-Report.de

Rekordeinspeisung von Solarstrom

Besonders ertragreiche Monate waren der April mit einem Anstieg der Solarstromerzeugung um mehr als 20% im Vergleich zum Vorjahr und die Sommermonate Juni bis August. In diesem Zeitraum produzierten die PV-Anlagen 14,1 Mrd. kWh – mehr als ein Drittel der Gesamtjahresausbeute und 7,2 Prozent mehr als im Sommer 2014. Die Grafik veranschaulicht auch sehr schön die Herausforderungen für die Energiewende und das Stromsystem insgesamt: Während im Sommer die Photovoltaik von Rekord zu Rekord eilt, sieht es im Winter hierzulande doch etwas mau aus mit der Sonneneinstrahlung. Umso erfreulicher ist daher die Meldung, dass auch die Windenergie mit windreichen Herbst- und Wintermonaten im vergangenen Jahr deutlich zulegte: die Stromproduktion wuchs im Vorjahresvergleich um 50 Prozent. Dennoch unterliegt der Erneuerbare-Energien-Anteil hohen Schwankungen: Das Minimum von 9,9% lag im November, der Rekordwert von 83,2% wurde im August erreicht. Ohne flexible Erzeugungskapazitäten und Speichertechnologien wird es daher schwierig, den Kohlestrom dauerhaft zu verdrängen. Die Kohlemeiler laufen weiterhin fast unter Volllast bei hoher Auslastung. Der Überschussstrom wird einfach ins Ausland exportiert. Laut der Jahresauswertung der Agora Energiewende wurde etwa ein Zehntel des in Deutschland produzierten Stroms ins Ausland verkauft – ein Zuwachs von 50%.

Das ist so gar nicht im Sinne der in Paris nochmals bekräftigten Klima-Ziele der Regierung und bedarf einer klaren Korrektur und Strategie zum Kohleausstieg. Denn auch der CO2-Zertifikatehandel ist weiterhin wirkungslos. Sauberer Solarstrom nützt uns in der Klimabilanz nicht viel, wenn wir weiterhin klimaschädlichen Strom an die Nachbarn verkaufen.

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